Karfreitag

Karfreitag

 

„Um unsrer Sünden willen hat sich Christus erniedriget und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.  Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, Phil. 2, 8-9“

Diesen Text verwendete Felix Mendelssohn für seine Spruchmotette für den Berliner Dom, die gleichsam als klingendes Motto zum Karfreitag der Lesung des Evangeliums vorangestellt war:

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Felix Mendelssohn: „Zum Karfreitage“ aus den „6 Sprüchen beim Gottesdienst zu singen“, op. 79 (Collegium vocale Gent, Ltg.: Pilippe Herreweghe)

 

Passionen

Am Karfreitag wurden die großen Passionsmusiken aufgeführt. J.S. Bach hat diese Gattung zur Vollendung geführt, indem er den Evangelientext um Arien und Choräle erweitert hat und so der Musik eine dramaturgisch vollendete Form gab: Der Evangelist rezitiert in Abschnitten die Passionsgeschichte, deren Inhalt jeweils von ausgedehnten Arien reflektiert wird, während die darauffolgenden Choräle die Antwort der Gemeinde als ein Element der Identifikation darstellen.

In den verschiedenen Tagen der Karwoche wurden traditionell die Passionserzählungen der vier Evangelien gelesen, wobei am Karfreitag selbst die des Johannesevangeliums in der Leseordnung steht.

Hier eine Aufnahme der Johannespassion von Bach:

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(Netherlands Bach Society, Jos van Veldhoven)

Bemerkenswert ist die Arie „Es ist vollbracht“. Zart und zerbrechlich und von großer Ruhe wirkt diese Musik, instrumentiert mit den leisesten Instrumenten: Viola da gamba und Laute. Und plötzlich fährt ein Siegesruf dazwischen wie in Strahl, die Musik gerät in großen Aufruhr (3:36) und der Sänger verkündet Jesu Tod als Sieg:

Der Held aus Juda siegt mit Macht, und schließt den Kampf. - Es ist vollbracht!

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(Michael Chance · Richard Campbell · English Baroque Soloists · John Eliot Gardiner)

 

Crucifixus

 

Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato, passus et sepultus est.

 


Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden.
(aus dem Nizänischem Glaubensbekenntnis)“

Die Kreuzigung Jesu bildet auch im Credo (lat.: Glaubensbekenntnis) vieler Messvertonungen einen ganz besonderen Teil, der oft sehr schmerzvoll und ausdrucksstark gestaltet ist: Das Crucifixus. In seiner H-Moll-Messe legt Bach diesen Teil als eine lange Folge von Seufzern und Klagelinien an, die über einem in Halbtönen absteigenden Baß (dem sog. „passus duriusculus“ / lat.: der harte/schwere Gang) erklingen. Mit jedem dieser Basstöne bewegt sich die Crucifixus-Klage des Chors jeweils in eine neue, spannungsvolle Harmonie:

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J.S.Bach: Crucifixus aus der Messe h-moll, BWN 232 (Collegium Vocale Gent /Philippe Herreweghe)

 

Eine bemerkenswerte, 8-stimmige Crucifixus-Komposition stammt von Antonio Lotti (1667 -1740), Kapellmeister am Markusdom zu Venedig:

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Antonio Lotti: Crucifixus c-moll (Rundfunkchor Berlin, Ltg.: Simon Rattle)

 

„Finsternis entstand“

Finsternis entstand, als die Juden Jesus gekreuzigt hatten. Und um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Dann neigte er sein Haupt und gab den Geist auf. (Matth. 27, 45-46)


Tenebrae factae sunt, dum crucifixissent Iesum Iudaei: et circa horam nonam exclamavit Iesus voce magna: Deus meus, ut quid me dereliquisti? Et inclinato capite emisit spiritum.

Eine fast unheimliche Stimmung klingt durch die Schilderung von Jesu Tod durch.

Der Komponist Carlo Gesualdo (1566 - 1613) hat sie meisterhaft in Tönen eingefangen.

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Carlo Gesualdo da Venosa: Tenebrae factae sunt (The Gesualdo Six, Ltg.: Owain Park)

Traugott Mayr