Christ ist erstanden

 

„Aller Lieder singt man sich mit der Zeit müde, aber das „Christ ist erstanden“ muß man alle Jahr wieder singen“     (Martin Luther)


 

Es ist das älteste deutsche Kirchenlied und gleichzeitig eines der gewaltigsten Zeugnisse der Osterbotschaft: Das Osterlied „Christ ist erstanden“ (EG 99). 

Die Melodie kraftvoll und kühn, eher ein Ruf als ein Lied. Gesetzt ist sie in der alten Kirchentonart „dorisch“: Ihre Charakteristik steht im Spannungsfeld zwischen Moll (traurig) und Dur (heiter), was der Melodie einen heroischen Ausdruck verleiht. Und damit passt sie genau zur Osterbotschaft, in der noch das Karfreitagsgeschehen mitklingt. Diese Mischung aus Dramatik und strahlender oder triumphaler Freude begegnet uns immer wieder in österlicher Musik.

 

 

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Samuel Scheidt (1587 - 1654): Christ ist erstanden (Bart Jacobs - Orgel)

Der Text hält sich nicht lange auf und türmt gleich die wichtigsten Elemente der Osterbotschaft wie Quader aufeinander: Dass Christus erstanden ist („von der Marter alle“: ein Rückblick auf die Passion), dass die Welt ist gerettet ist und dass wir uns freuen und jubeln sollen. Wie mächtige Türme erklingt ein dreifaches Kyrieleis und ein dreifaches Halleluja. „Seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ“: Das Lob Gottes nimmt seinen Ausgang aus dem Ostergeschehen. Deshalb ist auch das Halleluja als Osterruf nach der Epistel in unseren Gottesdiensten fest verankert. Und deshalb schweigt es auch in der Passionszeit, um dann an Ostern um so strahlender zu erklingen.

Ein festliches fünfchöriges Halleluja verbunden mit einem Choralkonzert über "Christ ist erstanden" komponierte Michael Praetorius (1571-1621). Im Hinblick auf den protestantischen Choral ist Praetorius vielleicht einer der interessantesten Komponisten: Er verleiht den Choralweisen mit seinen der venezianischen Mehrchörigkeit verplichteten Kompositionen eine besonders festliche und prächtige Dimension.

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(Musica Fiata, La Capella Ducale, Dir: Roland Wilson)

Der Ursprung: Die Ostersequenz "Victimae pascali laudes" des Wipo von Burgund (1048)

Ein altkirchlicher Hallelujagesang ist es auch, auf den das Lied zurückgeht, nämlich die etwa 1000 Jahre alte Ostersequenz „Victimae paschali laudes…“
 (lat. „Singt das Lob dem Osterlamme, bringt es ihm dar, ihr Christen.).

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Der einstimmige gregiorianische Gesang ist quasi der Steinbruch, aus dem einzelne Teile unseres Liedes entnommen wurden. Es war sogar üblich, beides - die lateinische Ostersequenz und das deutsche Osterlied - miteinander zu verbinden, wie die folgende Abbildung zeigt:


Martin Luther muß das Lied sehr geliebt haben, jedenfalls war es ihm zusammen mit der Sequenz Inspiration für ein weiteres Osterlied: „Christ lag in Todesbanden“ (EG 101). Und dass beide Lieder noch gebräuchlich sind, zeigt, dass man weder ihrer Melodie, noch ihres Textes „müde wird“, wie Luther sagt.

Traugott Mayr 


(Klangbeispiele zum Lied 101 "Christ lag in Todesbanden" gibt es auf der Homepage der 
Dreifaltigkeitskirche unter: „Musikalische Impulse zum Ostersonntag“)