Misericordias Domini

 
Name

Der Name des Sonntags geht auf die Anfangsworte der Antiphon zum Introitus zurück.
Antiphon (lat. Gegengesang) nennt man den Kehrvers, der die Psalmverse des Introitus einrahmt:

Misericordias Domini in aeternum cantabo.


Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich... (Ps 89, 2)

Als namensgebender gregorianischer Gesang klingt dieser Psalm so: 

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Den für den Sonntag „Misericordias Domini“ zugrunde liegenden Text aus Ps. 89 hat W.A. Mozart 1775 als Offertorium KV 222 vertont:

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(Rias Chamber Chorus Berlin / Radio Symphony Orchestra / Marcus Creed Conductor)
 

Und hier eine doppelchörige Vertonung des neapolitanischen Barockkomponisten Francesco Durante (1684-1755):

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(Dresdner Kreuzchor, Rudolf Mauersberger)

Psalm 23

Der zweite Sonntag nach Ostern ist geprägt vom Bild des „guten Hirten“ und wird deshalb auch Hirtensonntag genannt. Die Lesungen sprechen von Gott als dem guten Hirten und von Erfahrungen mit schlechten Hirten. 

Diees Bild des guten Hirten ist Thema des 23. Psalms, der im Mittelpunkt dieses Sonntags steht:

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. (Psalm 23)


Viele Komponisten haben diesen Psalm vertont. Eine Auswahl verschiedener Kompositionen möchte ich hier vorstellen:

Heinrich Schütz

Der 23. Psalm von Heinrich Schütz stammt aus den „Psalmen Davids“, einer Sammlung von geistlichen, überwiegend mehrchörigen Kompositionen, in der meist der komplette Psalmtext klangvoll vertont ist. Schütz hat hier die sog. venezianische Mehrchörigkeit angewandt, die er bei seinem 3-jährigen Studienaufenthalt bei Giovanni Gabrieli in Venedig kennengelernt hat. In der folgenden Psalmmotette singen 3 Chöre -  ein „coro primo“ aus Solisten, ein sog. „Favoritchor“ und ein „Capellchor“ - zusammen im Dialog.

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(Dresdener Kammerchor / Dresdener Barockorchester / Ltg.: Hans-Christoph Rademann)

Schütz hat den deutschen Sprachrhythmus in seine Motetten meisterhaft eingearbeitet - ein Novum in dieser Zeit - und mit teils sehr plastischen Textausdeutungen versehen: Hören Sie auf die spritzige Verzierung bei „frischen wasser“, das Stammeln bei „fürcht ich kein Unglück“, die angriffslustige punktierte Figur bei „Feinde“. Und bei „und schenkest mir voll ein“ meint man fast zu hören, wie der Wein in den Becher plätschert.

Dvorak
Der böhmische Komponist Antonín Dvořák hat einige Psalmen in seinen „Biblischen Liedern“ vertont, darunter auch Ps. 23.  Hier eine Aufnahme in deutsch (das Original ist in tschechisch) aus einem Konzert der Kantorei vom 3. Dezember 2000:

(Elena Ejeleva - Sopran / Frankfurter Kapelle / Ltg. Traugott Mayr / Live-Mitschnitt aus der Dreifaltigkeitskirche vom 3.12.2000)
 

Schubert

Die romantischen Komponisten konnten nicht widerstehen, den 23. Psalm im Tonfall einer Hirtenidylle zu komponieren, was in Dvořáks Musik sehr schön zu hören ist. Ähnlich in Schuberts Bearbeitung für Frauenchor und Klavier:

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The Monteverdi Choir, Malcolm Bilson, John Eliot Gardiner
 

Bernstein - Chichester Psalms

Etwas anders verhält es sich in der Vertonung des berühmten Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein. Während eines Sabbatjahrs wollte er sich dem Studium der neuesten Strömungen in der neuesten Musik widmen. «Was dabei herauskam, war aber nicht zu gebrauchen. Ich habe alles weggeschmissen, um dann ein wenig später die Chichester Psalms zu komponieren, vielleicht die tonalste Partitur, die ich je geschrieben habe» bekennt Bernstein. 

In der Mitte dieser - in heräisch gesungenen - Chichester Psalms steht der Psalm 23. Auch hier herrscht zunächst das Bild einer Idylle vor, wenn auch etwas herber, ein Knabenalt singt den Psalm, von Orchester und Chor zart begleitet. Doch mitten hinein platzt Psalm 2 mit seinem fast vorwurfsvollen Ruf „Warum toben die Heiden“. Er wirkt wie ein Aufschrei, Steine fliegen, Feuer knistert, Geschosse sausen hin und her. Die Musik passt zu den Nachrichten aus dem Nahen Osten.

Text (hebräisch-deutsch) und Einführung 

(Solist der Augsburger Domsingknaben - Alt / Kantorei der Dreifaltigkeitskirche, Kaufbeurer Martinsfinken, Chor von St. Martin / Frankfurter Kapelle / Ltg. Traugott Mayr / Live-Mittschnitt aus der Dreifaltigkeitskirche vom 3.12.2000) 
 

Wochenlied

Das Lied „Der Herr ist mein getreuer Hirt“ (EG 274) nimmt das Bild des Hirten in Psalm 23 auf.
In der Choralbearbeitung des Organisten Helmut Walcha zaubert eine glänzende Melodie auf leiser Grundierung eine Vorstellung von weiter Landschaft, während im Hintergrund - wie von einer Schalmei geblasen - der Choral erklingt:

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(Delbert Disselhorst - Orgel)
 

Bach-Kantate

Über dieses Lied hat J.S.Bach eine Choralkantate geschrieben, die allerdings den Liedtext der Melodie „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ zuordnet:

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Amsterdam Baroque Orchestra & Choir / Ton Koopman

Traugott Mayr 

1. CHOR 
Der Herr ist mein getreuer Hirt, / Hält mich in seiner Hute, / Darin mir gar nichts mangeln wird / Irgend an einem Gute, / Er weidet mich ohn Unterlass, / Darauf wächst das wohlschmeckend Gras / Seines heilsamen Wortes. 


2. ARIA (A) 
Zum reinen Wasser er mich weist, / Das mich erquicken tue. / Das ist sein fronheiliger Geist, / Der macht mich wohlgemute. / Er führet mich auf rechter Straß / Seiner Geboten ohn Ablass / Von wegen seines Namens willen. 


3. REZITATIV (B) 
Und ob ich wandelt im finstern Tal, / Fürcht ich kein Ungelücke / In Verfolgung, Leiden, Trübsal / Und dieser Welte Tücke; / Denn du bist bei mir stetiglich, / Dein Stab und Stecken trösten mich, / Auf dein Wort ich mich lasse. 


4. ARIA (S, T) 
Du bereitest für mir einen Tisch / Vor mein' Feinden allenthalben, / Machst mein Herze unverzagt und frisch, / Mein Haupt tust du mir salben / Mit deinem Geist, der Freuden Öl, / Und schenkest voll ein meiner Seel / Deiner geistlichen Freuden. 


5. CHORAL 
Gutes und die Barmherzigkeit / Folgen mir nach im Leben, / Und ich werd bleiben allezeit / Im Haus des Herren eben, / Auf Erd in christlicher Gemein / Und nach dem Tod da werd ich sein / Bei Christo, meinem Herren.