Cantate

„Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“


Cantate Dominum canticum novum quia mirabilia fecit. Ps. 98, 2


Diese Worte aus Psalm 98 sind das Motto des Sonntags Kantate und diese Aufforderung findet sich in vielen weiteren Psalmen. Kein Wunder, sind doch die Psalmen selbst nichts anderes als gesungene Gebete. König David, der Verfasser vieler Psalmen, begleitete sich dazu auf der Harfe. In einigen Psalmen steht zu Beginn die Anweisung „auf der Harfe zu spielen“ und in Psalm 98 und 150 werden wir aufgefordert mit Harfen, Zimbeln und Posaunen Gott zu loben. Wenn wir also heute in unseren Gottesdiensten singen und musizieren, tun wir das in guter Tradition. „Wer singt, betet doppelt“ soll Martin Luther gesagt haben.

So ist also der Sonntag Kantate der Sonntag der Kirchenmusik.

 

Psalm 98


Kaum ein Komponist, der nicht diese Aufforderung zum Singen und Musizieren vertont hat.

Den Anfang soll hier der Nürnberger Barockmeister Johann Pachelbel mit seiner schwungvollen und eingängigen Motette machen:

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(Concordia University A Cappella Choir / Dr. Kurt E. von Kampen)

 

Natürlich darf auch bei Heinrich Schütz der 98. Psalm nicht fehlen. Er ist in seiner Sammlung „Palmen Davids“ enthalten:  Singet dem Herrn ein neues Lied, SWV 35

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(Dresdener Kammerchor, Dresdener Barockorchester, Ltg.: Hans-Christoph Rademann)

 

Und noch ein Beispiel aus England: „O sing unto the Lord a new song“ von Henry Purcell (1659 - 1695):

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(Susan Hemington Jones · Julian Podger · Charles Daniels · Peter Harvey · Christopher Purves · Gabrieli Players · Paul McCreesh)

 

Eine Fassung mit Sinfonieorchester (ab 2:30) hat Felix Mendelssohn geschrieben. Natürlich ist auch eine Harfe besetzt:

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(Chamber Choir of Europe, Nicol Matt & Württembergische Philharmonie Reutlingen)

 

„Singet dem Herrn ein neues Lied“  - Andere Psalmen:


Das wohl prominenteste Beispiel einer „Singet“-Vertonung ist von J.S.Bach. In seiner Motette (BWV 225) verwendet er Verse aus dem 149. und 150. Psalm, in der Mitte eingebettet die 3. Strophe des Chorals „Nun lob mein Seel den Herren“ (4:30). Es gibt wohl kaum eine Musik, in der die Freude am Singen so unmittelbar erlebbar ist:

 

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(Vocalconsort Berlin, Ltg.: Daniel Reuss)

 

Eine weitere „Cantate“-Motette über den 149. Psalm gibt es von Heinrich Schütz:

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(Dresdener Kammerchor, Ltg.: Hans-Christoph Rademann)

 

Evangelium


Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! 

Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien. Joh. 19, 37-40

Die schreienden Steine - Ein starkes Bild.

Es gibt ein Spiritual, in dem dieses Bild eingefangen ist. Der Sänger schildert, dass er nicht mal Zeit zu sterben hat, so sehr ist er mit dem Lobpreis Gottes beschäftigt. Und wenn er es nicht tut, werden es die Steine herausschreien:

Ain’t got time to die. Cause it takes all of my time to praise my Jesus, all of my time to praise my Lord. If I don‘t praise him, the rocks gonter cry out: “Glory and Honour, Glory and Honour“, Ain‘t got time to die.

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(UGA Combined Choirs)

 

Hallelujah


Mit "Aint’ got time to die" befinden wir uns nun in der Welt der Gospels und Spirituals. Und nachdem der Sonntag Kantate in der Osterzeit liegt, darf noch einmal Händels Halleluja erklingen, diesmal als Soul-Variante: „A Soulful Celebration“ (Arr. Mervyn Warren)

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Traugott Mayr